Mittwoch, 2. November 2011

Es gibt mehr zu sehen, als man je sehen kann… mehr zu tun, so viel mehr zu verstehen.

Ich weiß, ich hab mal wieder viel zu lange nichts von mir hören und sehen lassen. Tut mir Leid! Aber hier ist jeden Tag so viel los und wenn man dann mal ein paar Minuten Ruhe hat, will man auch Ruhe! Brauch man auch!!
Zwischendurch hatte ich echt schon eine kleine Durchhängerphase, in der ich einfach nur noch müde und geschafft war. Nach nun mehr als 3 Monaten ist etwas Alltag eingezogen und trotzdem gibt es jeden Tag etwas zu erleben oder zu entdecken. Etwas zu sehen, was man noch nie gesehen hat, etwas zu schmecken, riechen, fühlen…
Das geht ganz schön an die Substanz, wenn die allererste Aufregung sich legt. Erst dann merkt man, wie man von all diesen Neuheiten ein bisschen wie erschlagen wird.
Im positivstem Sinne!

Was also ist im letzten Monat so passiert?

Neben Toten, die zu beklagen sind (es gab hier ganz in der Nähe, auf meinem geliebten Lam Son Square einen Mord, eher ne Abschlachtung irgendwie… – ein Verrückter hat mit einem riesigen Messer auf eine alte Frau, eine Hochschwangere und dessen Ungeborenes eingestochen und soweit ich weiß zumindest die alte Frau und das Kind damit getötet … ja Mama, jetzt ist es raus. Mach dir keine Sorgen, ich pass auf mich auf), gibt es auch etliche erfreuliche Dinge.

So war ich zum Beispiel auf meinen ersten… 2 Hochzeiten?! Ja, eine Dienstag, eine Freitag. So geht das hier. Es gibt irgendwo immer eine Hochzeit. Oder 2… oder 4. Zu erkennen an den großen bunten Zelten vor dem Hauseingang, die mitunter auch mal die ganze Straße blockieren können. Mindestens 3 Tage lang dröhnt von dort Musik her.
Vietnamesische Hochzeiten gestalten sich folgendermaßen (rekonstruiert aus Erfahrung und Erzählung): Wenn das Paar sich dazu entscheidet zu heiraten (aber nicht mit 22, 24, 26, 28, 30 oder 31!! Das bringt Unglück! Wenn die Frau mit 25 noch nicht verheiratet ist, ist sie eh schwer vermittelbar…), dann müssen die Familien miteinander bekannt gemacht werden. Die Eltern treffen sich zum ersten Mal und müssen ihr Zugeständnis geben. Dann werden Hochzeitsfotos mit Kleid, Anzug und allem drum und dran gemacht. In den romantischsten Posen wird am Strand, im Wald, am Brunnen oder sonst wo geknipst.
Irgendwann gibt es eine Hochzeitsparty. Es werden Snacks auf den Tisch gestellt und Getränke bereit gehalten. Die geladenen Gäste kommen, wann immer es ihnen düngt. Kommen, essen, trinken, schnacken, gehen.
Am eigentlichen Tag der Hochzeit, wird sowohl im Haus des Bräutigams, als auch im Haus der Braut (beide wohnen bis zur Hochzeit bei ihren Eltern) ebenso gefeiert, bis das Haus des Bräutigams - damit gemeint: der Bräutigam selbst, seine Familie und alle Gäste - sich auf die Straßen begeben und gemeinsam mit einem Hupkonzert, Luftschlagen, Konfettikanonen, etc in einem Meer aus Mopeds (einige sitzen auch im Auto (Bräutigam)) gen Brauthaus düsen. Klar soweit?
Der Konvoi (übrigens heißt „con voi“ im Vietnamesischen „Elefant“, hehehe. Passt auch) macht sich mit viel Getöse auf, um die Braut abzuholen und in ihr neues Zuhause zu überführen. Das Paar wird so lang im Elternhaus des Mannes wohnen, bis sie sich genug Geld angespart haben, um ein eigenes zu bauen.
Während die Meute durch die Straßen zieht, wird im Haus der Braut gegessen, getrunken, gesungen geschnackt…
Nur die Braut, die sitzt oben und wartet. Ist der Herr endlich angekommen, sitzt die Gemeinschaft beisammen und der Bräutigam holt die Braut. Natürlich nicht ohne einen Fotografen dabei zu haben.
Gemeinsam kommen sie runter und die Familie des Bräutigams überreicht der Familie der Braut Geschenke. Meist Goldschmuck. Irgendwas mit Wert eben.
Das Ganze wird begleitet, oder besser moderiert, von einem Mann mit Mikro, der allzu sehr an einen Sportkommentator erinnert.
Übrigens, wer sich bis hierher gefragt hat, wo die Gäste alle Platz haben sollen, da vietnamesische Häuser sehr klein, aber vor allem schmal sind: die Wichtigsten (Familien etc) sitzen drinnen. Mindestens die Hälfte der Gäste steht einfach draußen auf der Straße und lauscht.
Und wer sich bis hierher gefragt hat, was denn mit den Ringen ist, es geht weiter:
Die komplette Hochzeitsgesellschaft macht sich wieder mit wenigen Autos aber unzähligen Mopeds auf, um die Braut zum Haus des Bräutigams zu führen.
Hat man die verstopften Straßen hinter sich gelassen, wird weitergefeiert. Gesungen, getrunken, gegessen…
Währenddessen sitzen Braut und Bräutigam ganz vorn und lauschen dem Gelaber des Moderators und den Reden der Familien. Stillschweigend.
Dann werden – wieder unter der Führung des Moderator-Pastors – Ringe getauscht. Ein Kuss und Schluss. Ach naja, zum Abschluss bleibt immer noch Zeit für.. FOTOS!
Das war’s. Das offizielle Papier kommt wohl später mal irgendwann….
(Bilder dazu weiter unten!)

Klingt jetzt spannender als es war. Es ist ziemlich laut und für mich besonders blöd, weil ich das Gesabbel des Moderators ja gar nicht verstehe. Aber ne Erfahrung wert. Ich würde immer schon allein wegen den Snacks wieder zu Hochzeiten gehen, hehe!

Gutes Essen gab es auch auf der 1-Monats-Feier von dem Sohn eines Bekannten. Dort hab ich auch mal diese Entenblutsuppe probiert. War ziemlich glibberich und hat gar nicht wirklich nach Blut geschmeckt. Und den Geschmack bin ich schließlich dank meines Nasenblutens gewöhnt.
Ich hab den Glibber probiert, ihn aber stehen gelassen. Reine Kopfsache, das NICHT zu essen! :D
Bei ziemlich viel Schnaps (ich musste! Kaum ist leer, wird nachgefüllt. Blöd, bei Kurzen, die man ext! Außerdem muss ja mit jedem doppelt und dreifach angestoßen werden!), hab ich auch JP from India kennengelernt.
Es ist ziemlich ulkig sich als Deutsche mit einem Inder auf Englisch in Vietnam zu unterhalten, hab ich festgestellt. HAHAHA
JP ist sehr nett und wir konnten recht viele Erfahrungen mit Vietnamesen teilen. Er lebt schon 6 Jahre hier. Nach der Party sind wir schnell die Straße rüber, zu den Nachbarn. Da gab es eine Hochzeitsfeier, zu der wir spontan eingeladen wurden und wir haben getanzt. Sehr lustig den typischen „Dreh-die-Glühbirne-rein“-Bollywood-Tanz von einem Inder zu sehen. Noch lustiger, wenn er den Roboter macht! :D

Neben all der Feierei arbeite ich natürlich auch viel. Außer in der Vorschule, arbeite ich auch im Englisch-Center und werde gut eingespannt. Manchmal zu gut…
In der Vorschule läuft es immer besser, da ich die Kinder jetzt einigermaßen verstehe. Ich arbeite jetzt auch auf allen 3 Etagen, da ich ja nur noch eine Freiwillige bin und aufgeteilt werden muss! :D
In einer Klasse ist gerade Stefan dazugekommen. Er ist (wie der Name schon sagt) aus Deutschland, aber Halbvietnamese und besucht seine Familie hier für 2 Monate. Ulkig im Alltag deutsch zu hören. Ich versteh mich gut mit ihm!

Nach jetzt schon 3 Monaten habe ich mich gut an mein Leben hier gewöhnt, obwohl ich immer noch manchmal denke: „Wow, du bist in Asien. Hier wird jeden Tag mit Stäbchen gegessen.“ oder “Hey, du bist in einem Land, in dem exotische Früchte gar nicht exotisch sind!“ oder so was. Manchmal ist es noch unfassbar…
Die Vietnamesen haben sich auch noch nicht an meinen Anblick gewöhnt.
Ich werde immer noch viel angestarrt. Grundschüler, die ich unterrichtet habe, wollten Autogramme in ihr Heft. Kein Witz! Viele Frauen strecken mir ihr Baby entgegen, damit sie ein Foto mit mir und ihrem Kind machen können. Seh ich aus, wie ein amerikanischer Präsident?! Andere machen einfach heimlich Fotos. So muss sich also ein Filmstar fühlen, haha xD
Auf der anderen Seite, scheinen viele aber auch schon Wind von meiner Anwesenheit bekommen zu haben. Ich war einmal allein auf der Straße unterwegs. Da kam ein Rudel Jungs vorbei und meinten: „Das ist Manon, das ist Manon…“. Als ich vorbei war, wurden sie mutig und haben mir hinterher gerufen: „Manon!!“ ……… ich kannte die nicht und weiß auch nicht, woher die meinen Namen kannten. Es spricht sich eben herum.

Mensch, ich wollte gar nicht so viel sabbeln, sondern auf Wunsch mal Bilder sprechen lassen, NE FLOYD?! 
;)


[AN DIESER STELLE FOLGT EINE DIA-SHOW, DIE ICH BISHER AUS NOCH UNERFINDLICHEN GRÜNDEN NICHT HOCHLADEN KONNTE - TROTZ 1000 MAL KONVERTIEREN... MUCKT RUM -.-]


Nachher geht’s erst nach Hanoi und morgen dann auf, in den bergigen, kalten Norden – Sa Pa :D

4 Kommentare:

  1. Hi Manon,

    viel spaß in SaPa und nimm einen Ersatz Akku für deinen Foto mit.....es gibt viel zu Knipsen!

    Gruß aus Germany.

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  2. Eigentlich hatte ich nach Informationen rund um den Hauseingang gesucht und es ist immer wieder erstaunlich wo man im Enddefekt landet. Das Hintergrundbild gefällt mir gut.

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  3. dein zwillingsdönertier3. November 2011 um 03:09

    hey mausi
    das hört sich alles so toll an. es ist echt unglaublich, dass die zeit so schnell rennt. dann genieß noch deine zeit und deinen ausflug in den norden. ich werde mich langsam mal richtung bett nachher bewegen^^ dir wünsche ich schon einmal einen schönen guten morgen.

    hdl

    p.s. passiert wohl nicht nur in tunesien, dass da nen irrer rumläuft und mit einem messer rumsticht

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  4. Schwester aus der Regenbogenstadt10. November 2011 um 04:28

    Wann kommen denn hier die Foootooooos?!

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